Der Raub von Hottenbach.

Hottenbach.
25. August 1800.


Am 25. August 1800 spätabends gegen elf Uhr schlagen mehrere Personen an die Tür der Familie Wiener in Hottenbach. Laute Rufe verlangen Branntwein.

Der Familie ist dies nicht geheuer. Als die Besucher drohen die Tür aufzubrechen, öffnet Wolf Wiener die Tür, um weiteres Unheil zu vermeiden.

Sofort stürzen vier Mann herein und traktieren ihn mit allerlei Faustschlägen und Tritten. Seiner Frau Hewe ergeht es nicht anders, selbst vor dem Säugling kommt nicht ungeschoren davon.

In der hinteren Stube finden die Räuber die Einnahmen der letzten Handelsgeschäfte der Familie. Annähernd 800 Reichstaler werden erbeutet.

Nach einer späteren Aussage von Johannes Bückler sind beide Jakob Gerhard, Johannes Leyendecker, Christian Denig, Philipp Arnold, Franz Rieb und Peter Dalheimer am Überfall beteiligt. Seine Geliebte Juliana Bläsius und Jakob Stein bleiben im Wald zurück.

Überfall auf Wolf Wiener.
Ein brutales Verbrechen.


Wolf Wiener wird mit einer Pistole auf den Kopf geschlagen, wobei sich ein Schuss löst, ein Messer wird durch seine Hand gestochen.

Es fallen weitere Schüsse, im Warenlager finden die Räuber Stoffe die weggeschafft werden.

Wiener händigt der Bande Gold- und Silberbestecke aus, 141 Louisdor in Gold, sowie 71 Loth Bruchsilber.

Trotz dieser beträchtlichen Beute haben die Räuber nicht genug. Dort befinden sich die Schwiegereltern Herz Isaak und seine Frau, diese trägt ebenfalls den Vornamen Hewe.

Auch Isaak wird malträtiert und trägt einige Blessuren davon, sogar Hewe Wiener wird mit einer Pistole auf den Kopf geschlagen.

Danach werden die Opfer in den Keller geschafft und die Bande macht sich auf und davon. Dorthin wird auch der Nachbar, und Wieners Schwager, Salomon Marx geschafft.

Kurze Zeit später sucht Wolf Wiener im Dorf um Hilfe. Der Gemeindeagent lässt ihn mit dem Gesuch die Sturmglocke zu läuten abblitzen. Worauf er sich erfolglos zur Kirche begibt.

Die Ordnungsmacht schreitet ein.
Johannes bestreitet.


Später stellt die Ordnungsmacht das Messer des „Schinderhannes“ im Haus sicher. Im Verhör vom 12.10.1802 bestritt er hiermit Wolf Wiener verletzt zu haben.

Er bezichtigt Johannes Leyendecker und den Jüngeren Jakob Gerhard der Tat.

Zeuge der Tat wird auch der Hottenbacher Nachtwächter Johann Adam Kolhaas, welcher jedoch bewacht wird und danach schnurstracks nach Hause verschwindet.

Der Weidener Adjunkt Johann Nikolaus Paulus untersucht später Hinweise auf die tatsächliche Tatbeteiligung.

Auch die Mühle der Gerhards wird hierbei besucht. Sie treffen die Müllerin an, welche Auskunft gibt ihr Sohn besuche seinen arbeitenden Vater und beide seien nicht hier.

Dennoch werden beide später verhört, am 16.8.1800 findet die Vernehmung von den beiden Jakobs statt.

Verhör der Gerhards.
Der Jüngere beginnt.


Er beteuert von dem Überfall auf Wiener nichts zu wissen. „Zur Tatzeit habe mit seinem Bruder Friedrich die ganze Nacht auf der Mühle gemahlen. Am Morgen des 14. August wäre er zu Jakob Heringer nach Hettstein gegangen, um dort Tuch für Mühlbeutel zu erwerben.“ Diese Angabe wird am 17.8.1800 von seinem Bruder Friedrich bestätigt.

Sein Vater gibt an „…er sei am 14/15. August in Hettstein auf der Ohligmühle als Zimmermann beschäftigt gewesen“. Den Besuch von seinem Sohn bestätigt er.

Beide Tage „…habe er die Nacht beim Achatschleifer Johannes Dreher in Vollmersbach verbracht…“. Von dem Überfall will er erst danach erfahren haben.

Eine Zeugenbefragung entlastet zumindest den Vater. Beim Sohn sieht die Sachlage anders aus.

Keiner der Zeugen hat ihn zur Tatzeit an den vom ihm angegebenen Orten gesehen.

Weder Jakob Heringer, noch seine Frau Elisabeth Katharina Heringer können sich an den Besuch von Jakob Junior erinnern.

Scheinbar erkennt Jakob in seiner Zelle die Aussichtslosigkeit seiner Situation und bittet einen Tag drauf um ein weiteres Gespräch mit dem Friedensrichter.

Er gesteht die Beteiligung.
Und ergreift die Flucht.


Bückler „…habe ihn gezwungen als Wache vor dem Haus Stellung zu beziehen…“. Er nennt auch weitere Täter in diesem Gespräch.

Als Ausgangspunkt für die Tat gibt er die elterliche Mühle an. Hier habe der „Schinder“ sie in die Tat eingeweiht.

Am 19. Dezember 1800 wird in Trier das Verfahren gegen die Beteiligten eröffnet.

Jakob Gerhad der Jüngere ist nicht mit dabei, es gelingt ihm aus dem Gefängnis in Birkenfeld zu entkommen.

Wie einige andere Flüchtige wird er in Abwesenheit verurteilt und danach per Steckbrief gesucht.

Gefunden wird er jedoch nie. Er lebt später in Erbach im Odenwald.