Nagelschmiedemeister.
Niedernhausen im Odenwald.


Über Nägel macht man sich heute wenig Gedanken. Braucht man welche, kauft man sie einfach im Laden.

Gefertigt werden diese von Maschinen. Aber es war nicht immer so. Früher beschäftigte sich ein ganzes Handwerk mit der Herstellung von Nägeln aller Art.

Heute sind die Hammerschläge der Nagelschmiede schon lange nicht mehr in den Dörfern zu hören. Aber noch im 19. Jahrhundert blüht dieses Gewerbe auch im Odenwald und bei uns in Niedernhausen.

Heinrich Schröbel.
Nagelschmiedemeister.


Der letzte, der in der Familie diesen Beruf ausübt, ist der Nagelschmiedemeister Heinrich Schröbel. Neben der Herstellung von Nägeln betreibt er eine kleine Landwirtschaft. 

Nagelschmiede sind eine Unterart der Schmiede und oft in ähnlichen Zünften vereint.

Neben den Weißnagelschmieden, welche verzinnte Nägel herstellen, gibt es die Schwarznagelschmiede. Bei Letzteren werden die Nägel nach der Schmiedearbeit mit Leinöl schwarz gebrannt oder ganz roh belassen. Zu jener Art Nagelschmiede gehörte auch Heinrich Schröbel.

Nagelschmiede.
Von der Herstellung eines Nagels.


Der Nagelschmied hat in seinem Feuer meist mehrere Eisen. Daher der Ausspruch „mehrere Eisen im Feuer haben“. Haben diese über 1300 °C erreicht nimmt sie der Schmied aus dem Feuer und legt sie auf den Amboss.

Mit gezielten Schlägen wird das Eisen jetzt geschmiedet bis es eine konische Form am Ende erreicht. Nun wird der Stab von dem Teilstück, welches zum Nagel werden soll, getrennt.

Während der Stab wieder ins Feuer kommt, wird das Schmiedestück in eine spezielle Form am Amboss gesteckt, manchmal gibt es auch gusseiserne Nageleisen.

Das herausschauende Ende wird jetzt mit gezielten Schlägen zum Nagelkopf geformt.

Noch ein kräftiger Schlag und der Nagel kann fertig herausgenommen werden.

Je nach Art der Nägel (es werden über zehn verschiedene Sorten hergestellt) braucht es für jeden über 30 Schläge.

Als Beispiel seien genannt die großen Nägel für Bretter oder Latten. Nägel für die Stellmacher oder die Zimmerleute und natürlich auch für Hufschmiede und Schuhmacher werden gefertigt.

Je nach Art, kann ein geübter Schmied in der Stunde über 100 Nägel herstellen.

Ausgestorbenes Handwerk.
Die letzten ihrer Art.


Entweder wird direkt auf Bestellung geliefert oder die Nägel werden beim Gang über angrenzende Dörfer verkauft.

Interessant ist zu erwähnen, dass oft auch Hunde den Blasebalg für das Feuer in Laufrädern antreiben. Damit ersparen sich die Schmiede diese Arbeit. Heute undenkbar. Andere Zeiten.

In der Gegenwart ist der Beruf der Nagelschmiede ausgestorben. Das große Sterben setzt um die Wende zum 19. Jahrhundert ein, als die Industriealisierung Fahrt aufnimmt.

Als einer der letzten Nagelschmiede in Deutschland geht Philipp Nagel (kein Witz) aus Fränkisch-Crumbach in die Geschichte ein. Er gibt sein Handwerk im Jahr 1945 auf, nachdem er bereits zehn Jahre zuvor der einzige in seiner Umgebung ist.

Es sollen einmal mehr als 80 Nagelschmiede im Odenwald ihr Handwerk ausgeübt haben.

Bereits um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert sind es nurmehr ein Dutzend.

Damit ist dieses lange ausgestorbene Handwerk beinahe in Vergessenheit geraden.

Wenn man die heutigen Löhne berücksichtigt, ist selbst ein handgeschmiedeter Nagel ein wertvolles Gut.

Die letzten Ihrer Art.