
Von Müllern und Mühlen.
Was bitte ist ein “Bachprinz”?
Eine berechtigte Frage.
In früheren Zeiten, als Mühlen noch die einzig großen „Maschinen“ im Ort waren, werden deren Betreiber oftmals von den Dorfbewohnern spöttisch als „Bachprinzen“ tituliert.
Dies liegt daran, dass viele Müller es zu einem gewissen Wohlstand bringen und so mancher einen verschwenderischen Lebensstil frönt.
Geheiratet wird, wie in dieser Zeit üblich, in der jeweiligen gesellschaftlichen „Kaste“. Oft heiraten Söhne und Töchter aus Müllerfamilien in andere „Mühlen“ ein.
Um die Wichtigkeit der Mühlen in jenen Zeiten zu verdeutlichen, mag man sich die zahlreichen Gedichte und Märchen aus längst vergangenen Zeiten in Erinnerung rufen. In jenen wird oft von „…der Tochter des Müllers“ erzählt.
Dies kommt daher, dass die Mühle lange Zeit die größte Maschine im Dorf war. Im weiteren Sinn sind die Müller somit dörfliche „Großunternehmer“ in diesen Tagen.
Es gibt unterschiedliche Mühlen.
“Wer zuerst kommt, mahlt zuerst”
Ober- und unterschlächtige Mühlen. In welchen das Wasser oben auf das Mühlrad fiel oder unten entlangläuft.
Bei Ölmühlen werden Ölfrüchte zu Öl vermahlen. Papiermühlen stellen, wie könnte es anders sein, Papier her. Und in den Mahlmühlen wird das Getreide zu Mehl vermahlen. Schneidmühlen sind die Sägewerke der frühen Zeit.
In unserer Familie spielen die letztgenannten Typen eine Rolle.
Manche Müller sind auch Landwirte oder betreiben kleine Schankstuben.
Für seine Arbeit erhält der Müller vom Mahlgast in der Regel 1/16 des Mahlguts. Man nennt dies auch die „Molter“.
Gemahlen wird immer nach dem Grundsatz „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst!“
Damit ist auch die Herkunft dieses alten Spruches zu erklären.
Um die Arbeit zu leisten, werden auf den Mühlen meist Knechte beschäftigt. Schließlich gibt es viel zu tun in der Mühle. Sie muss technisch in Stand gehalten werden. Bei Reparaturen kommen meist die Mühlärzte ins Haus. Diese verstehen sich auf die Erstellung und Reparatur von Mühlen. In der Gegenwart ist dieser Berufszweig lange ausgestorben.
Aus dem Leben der Müller.
Es klappert die Mühle am rauschenden Bach.
Neben diesen Aufwendungen müssen die meisten Müller auch Pacht an ihren Landesherrn für die Wassernutzung zahlen.
Zudem ist die Arbeit in der Mühle gefährlich. Die oft viele Meter durchmessenden Mühlräder und die angeschlossenen „klappernden“ Mahlwerke führen immer wieder zu Unfällen. Genannt seien beispielsweise Mehlstaubexplosionen oder splitternde Mahlsteine.
In manchen Gegenden ist der Konkurrenzkampf hoch. Andere Mühlen werben Mahlgäste ab.
Unser Ahne Johann Friedrich zeigt 1742 an, dass „…des Bockmüllers Knecht einen Sack Frucht bei dem „Jud“ Zadock mit dem Pferd abgelangt habe und damit der Mühl zugeritten sei – des Juden Sohn Moses habe dem Knecht geholfen einen Maltersack mit Spelz auf das Pferd zu heben…“. Dafür setzt es satte 3 Gulden Strafe für jenen Herrn Bock.
Räuber auf den Mühlen.
Die Gerhards und der Schinderhannes.
Auch von den zahlreichen Räuberbanden geht eine Gefahr für die Mühlen und die darauf lebenden Familien aus.
Oft liegen diese Mühlen auch einsam und weit außerhalb, zudem versprechen sie reiche Beute.
Natürlich bieten sie auch einen gewissen Schutz und Zuflucht für so manchen „Schwarzen Peter“.
Auf der Weidener Mühle der Familie Gerhard ist der Schinderhannes oft zu Gast. Jakob Gerhard ist gar ein Mitglied jener Gesellen. Letztlich wird der „Schinder“ auch dort verhaftet. Aber dies ist eine andere Geschichte.
